Kopfweh oder doch schon Migräne?

Wenn der Kopf weh tut, dann kann das vielfältige Ursachen haben. Treten die Schmerzen plötzlich oder besonders intensiv auf, oder gibt es gar Begleiterscheinungen, dann sollte man den Arzt aufsuchen.

Dr. Alexandra Fischer ist neu im Team des MVZ am Laimer Platz. Auf ihren Stationen im Klinikum Bremen-Ost und Bremen-Mitte bis zur Schön Klinik München-Schwabing hat sie ein breites Spektrum an neurologischen Erkrankungen behandelt: Vom Akutbereich, der Notaufnahme, der Schlaganfallversorgung, der MS-Ambulanz, der neurologischen Diagnostik bis zur Behandlung von Parkinson Erkrankungen. Wir sprachen mit Dr. Fischer über Kopfschmerzen, Migräne und wie man die Symptome behandelt.

Spannungskopfschmerzen oder doch schon Migräne, woran erkennt man den Unterschied?

Dr. Fischer: Es gibt viele verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Spannungskopfschmerzen sind sicherlich die häufigste Schmerzform, die viele Leute schon selbst erlebt und mit den üblichen rezeptfreien Medikamenten behandelt haben. Sie tritt oft im ganzen Kopf auf, ist von leichter bis mittlerer Intensität und hat einen drückenden Charakter. Migräne ist oft – aber nicht immer – einseitig, von pulsierendem Charakter und häufig von Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Licht-, Lärmempfindlichkeit oder Sehstörungen begleitet. Migräne ist eine häufig auftretende Erkrankung. Die Weltgesundheitsorganisation WHO führt sie an 19. Stelle unter allen Erkrankungen, die Behinderungen bedingen.

Wann muss man bei Kopfschmerzen zum Arzt gehen?

Dr. Fischer: Wenn einem die Schmerzart und -intensität bekannt vorkommt, etwa bei Spannungskopfschmerzen, und wenn sie hervorgerufen wurde, wenn man zum Beispiel zu wenig getrunken oder Verspannungen im Nacken hat, dann kann man beruhigt sein und muss nicht gleich zum Arzt gehen. Hellhörig sollte man werden, wenn die Schmerzen plötzlich oder dauerhaft auftreten, wenn sie an Intensität zunehmen oder Begleiterscheinungen dazukommen.

Migräne ist dabei kein Dauerzustand?

Dr. Fischer: Nein, meist haben die Patienten phasenweise eine Zunahme der Migräneattacken und Phasen, in denen es ihnen gut geht. Aber auch bei einer Anhäufung von Migräne-Anfällen sollte der Kopfschmerz nicht dauerhaft bestehen sondern zwischendurch wieder besser werden.

Was kann ein Arzt gegen Migräne tun?

Dr. Fischer: Zuerst einmal sollte mittels Diagnostik abgeklärt werden, ob es sich tatsächlich um Migräne handelt. Hier ist die Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung bei der Erstdiagnose wichtig.  Wenn es sich um Migräne handelt, dann kann man zum Beispiel mit den so genannten Triptanen gut helfen. Das verschreibungspflichtige Medikament sollte jeweils zu Beginn und in der Akutphase der Attacke eingesetzt werden. Sollte es notwendig werden, kann auch eine regelmäßige Therapie zur Vorbeugung von Migräne-Attacken begonnen werden, das muss jedoch vorher ärztlich abgeklärt werden. Prinzipiell empfehlen wir Neurologen zur Vorbeugung und Stabilisierung der Kopfschmerzen in den beschwerdefreien Intervallen leichten Ausdauersport oder Entspannungsverfahren. Hier können auch Yoga oder die progressive Muskelentspannung nach Jacobson (siehe Stichwort) zum Einsatz kommen.

Woran erkennt man, ob Migräne chronisch ist?

Dr. Fischer: Da empfehle ich unseren Patienten einen Migräne-Kalender zu führen. Dort sollte man aufzeichnen, wann und vielleicht in welchem Zusammenhang die Schmerzen auftreten und ob man welche Medikamente eingenommen hat. Das vergisst man nämlich schnell und verliert dann den Überblick. Mit so einem Kalender fällt die Diagnose und die individuell richtige Therapie leichter. Sollte der Migräne-Kopfschmerz an mehr als 15 Tagen im Monat über mindestens drei Monate bestehen, kann man unter Umständen von einer chronischen Migräne sprechen.

Kennt man mittlerweile die Ursachen von Migräne?

Dr. Fischer: Das ist von der Forschung noch nicht abschließend geklärt. Es werden weiterhin Sensibilisierungen und Entzündungen der Gefäße im Gehirn mit verantwortlich gemacht. Ohne Frage gibt es für die Attacken Auslösefaktoren, die aber bei jedem einzelnen Patienten unterschiedlich sind und die jeder am besten selbst herausfindet. Dazu zählen muskuläre Verspannungen, ein ungeregelter Tag-Nacht-Rhythmus, Stress oder auch bestimmte Nahrungsmittel.

Apropos Genussmittel, wie muss man den Kater-Kopfschmerz einschätzen?

Dr. Fischer: Der ist einfach zu kurieren. Man muss nur ausreichend Wasser trinken, denn Alkohol schwemmt aus, der Körper trocknet aus und die Gefäße im Gehirn reagieren entsprechend empfindlich darauf.