Erst schwerhörig, dann dement!

Schwerhörigkeit steigert das Demenzrisiko. Das haben jetzt Forscher herausgefunden. Die gute Nachricht: Hörgeräte können helfen.

Gleich mehrere Studien haben bestätigt, dass es wohl einen Zusammenhang zwischen den beiden recht unterschiedlichen Erkrankungen gibt. Britische und deutsche Forscher werteten unabhängig voneinander hunderttausende Patientendaten aus. Und kamen fast übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass bereits ein leichter Hörverlust das Demenzrisiko um das bis zu 1,4-fache steigern kann. 

In Ihrer Studie „Hearing Impairment and Incident Dementia: Findings from the English Longitudinal Study of Ageing“ von 2017 gehen englische Wissenschaftler bei einem schweren Hörverlust sogar vom Faktor 1,6 aus. Bereits ein Jahr zuvor hatte deutsche Kollegen festgestellt, dass bei einem beidseitigen Hörverlust das Demenzrisiko zwischen 1,2 und 1,4 Mal höher ist als bei anderen Menschen.

Warum kann schlechtes Hören zu Alzheimer führen, der häufigsten Form der Demenz? Auch hier haben Forscher vorerst nur Vermutungen. Schwerhörigkeit führt zwangsläufig in eine gewisse soziale Isolation. Und die hat wiederum schwere Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten des Menschen.

Die Wahrnehmung der Umwelt und die Weiterverarbeitung von Informationen im Gehirn ist quasi Jogging für das Gehirn. Man bleibt geistig fit und beweglich. Schwerhörigkeit verursacht außerdem reduzierte audiologische Signale, sagen die Wissenschaftler, was zu einer weiteren Schwächung der Gehirnfunktion beitragen kann.

Das alles muss nicht sein, denn hier können Hörgeräte tatsächlich helfen. Demenz werden sie nicht verhindern können, aber zumindest zeitlich hinauszögern, weil die kognitiven Fähigkeiten des Menschen dadurch erhalten bleiben. Menschen mit Hörgeräten sind auf dem kognitiven Niveau der Leute, die ganz „normal“ hören.

Von der altersbedingten Schwerhörigkeit, auch kurz ARHL (age related hearing loss) genannt, sind rund ein Drittel der über 65-Jährigen betroffen. Im Frühstadium kann man einem Gespräch unter Freunden nicht mehr folgen, vor allem wenn es laut ist in der Kneipe oder im Restaurant. Das deutete auf eine gestörte Verarbeitung akustischer Signale im Gehirn hin. In so einem Fall empfiehlt sich ein Gang zum Arzt und ein Hörtest.