Riechstörungen – wenn die Nase ihren Dienst aufgibt…

Das kennt jeder. Bei einer Grippe oder Erkältung schmeckt das Essen fad, der Geruchssinn leidet. Woran liegt das?

Wie wichtig Riechen ist, kann man allein schon an der deutschen Sprache erkennen. Wenn man jemand nicht riechen kann, dann riecht er nicht gut, man mag die Person nicht. Oder man fühlt sich zu jemandem hingezogen mit den Worten „Oh, Du riechst aber gut!“ Ohne Riechen leidet der Appetit, das Essen schmeckt nur halb so gut. Aber gerade in Grippe- und Erkältungszeiten wird der Geruchssinn in Mitleidenschaft gezogen. Woran liegt das? Wir sprachen mit dem HNO-Spezialisten Dr. Engelbert Fiehl.

 

Welche Ursachen haben Riechstörungen?

Dr. Fiehl: Wir unterscheiden da zwischen sinunasal und nicht-sinunasalen Riechstörungen. Bei ersteren wird die eingeatmete Luft auf ihrem Weg zur Riechschleimhaut behindert. Damit können Duftstoffe nicht erkannt werden. Ursache dafür sind oft Entzündungen im Nasenbereich oder in den Nebenhöhlen infolge eines Infekts. Das kann eine Erkältung oder eine Grippe sein.

 

Wenn man aber gar nicht erkältet ist und trotzdem Probleme mit dem Riechen hat?

Dann hat die Entzündung andere Ursachen. Zum Beispiel anatomischer Natur wie etwa Nasenpolypen oder eine Verkrümmung der Nasenscheidewand. Oder es handelt sich um Allergien und Nebenwirkungen von Medikamenten, welche die Schwellungen in Nase oder Nebenhöhlen auslösen. Riechstörungen kommen auch bei Schwangerschaften im Zuge von Hormonumstellungen vor.

 

Was kann man gegen diese Beschwerden tun?

In aller Regel verschwinden diese Probleme wieder, wenn der Auslöser der Erkrankung beseitigt wird. Also die Erkältung auskuriert, die Polypen operiert. Das gilt aber nur für die sinunasalen Riechstörungen. Komplizierter wird es bei den Nicht-sinunasalen.

 

Nicht-Sinunasal – das hört sich gefährlich an, wo ist der Unterschied?

Bei dieser Art von Störungen liegt die Ursache an der Schädigung des Riechapparats selbst. Auslöser können Schädelverletzungen sein etwa nach einem Schlag oder Sturz. Dabei können die fürs Riechen zuständigen Nerven ein- oder sogar abreißen. Für eine Einschränkung beim Riechen oder einem Totalausfall können auch Quetschungen oder Blutungen verantwortlich sein, die infolge eines solchen Schädelhirntraumas auftreten. Dann sind die Bereiche des Gehirns betroffen, welche die Geruchsreize verarbeiten.

 

Leidet der Geruchsinn auch durch das Rauchen?

Eine Schädigung der Riechschleimhaut kann durch Tabakrauch verursacht werden, oder durch andere Gift- und Schadstoffe wie Formaldehyd oder Pestizide. Das Ausmaß der Riechstörung richtet sich allerdings ganz nach der jeweiligen Dosis, die auf den Menschen eingewirkt hat. 

 

Können Viren auch den Geruchssinn stören?

Neuere Forschungen gehen davon aus, dass giftige Stoffwechselprodukte der Viren Riechnerven schädigen oder im Einzelfall sogar zerstören können. Das kann bei Vireninfektionen der oberen Atemwege passieren. Das Riechvermögen leidet oder ist verändert. Bei jedem dritten Patienten bessert sich das aber innerhalb eines halben Jahres wieder.

 

Riecht man im Alter schlechter?

Tatsächlich nimmt der Geruchssinn im Alter aus physiologischen Gründen ab. Leider kann man dagegen nichts tun. Oft kann eine Riechstörung bei älteren Menschen jedoch auch der Vorbote einer ernsthaften Erkrankung sein. Bei Parkinson-Patienten zum Beispiel leidet das Riechvermögen schon sechs Jahre bevor es zu motorischen Störungen kommt. Ein schlechter Geruchssinn kann aber auch auf eine Alzheimer Demenz hinweisen.