Schnarchen – so atmen Sie und ihre Umgebung wieder auf!

Schnarchen ist nicht gleich Schnarchen – das geht von der bloßen Ruhestörung im gemeinsamen Schlafzimmer bis hin zu einer lebensgefährlichen Erkrankung. Wir sprachen mit Dr. Gottfried Feuchtgruber über ein unterschätztes Symptom.

 

Ist Schnarchen eine Krankheit?
Dr. Gottfried Feuchtgruber: Nein, Schnarchen wird nicht als Krankheit angesehen, weshalb eine Therapie von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt wird.

Dabei hört man so oft, dass Schnarchen lebensgefährlich sein kann. Und da hilft die Kasse nicht?
Da muss man jetzt differenzieren. Steckt hinter dem Schnarchen eine schlafbedingte Atemstörung (also eine der vielen verschiedenen Formen des Schlafapnoesyndroms, SAS), dann wird eine Therapie sehr wohl bezahlt.

Was ist eine Schlafapnoe und was macht sie so gefährlich? 
Bei einer SAS kommt es während des Schlafs immer wieder zu längeren Atemstillständen. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut immer wieder bedrohlich ab, der Betroffene wacht auf und schnappt nach Luft. So eine Schlafstörung kann ernste Folgen haben wie zum Beispiel Bluthochdruck. Außerdem steigt die Gefahr für kardiovaskuläre Risiken wie Herzinfarkt und Schlaganfall.

Wie kann man eine schlafbedingte Atemstörung feststellen?
Mit einer so genannten Polygraphie zu Hause. Das Messgerät dazu leiht sich der Patient bei uns für eine Nacht aus. Damit werden zehn verschiedene Biosignale wie Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung, Lage oder das Schnarchgeräusch aufgezeichnet.

Liegt eine Schlafanpoe vor, wie kann sie therapiert werden?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nach Diagnose und den Ursachen. Vielen Patienten hilft eine Unterkieferprotrusionsschiene. Sie wird unter Mithilfe eines der mit uns kooperierenden, auf die Anpassung von Schienen spezialisierten Zahnarztes angepasst und soll ein Zurückfallen der Zunge im Schlaf verhindern. Sie muss jede Nacht getragen werden, hilft aber auch schon bei mittelschweren Formen von Schlafapnoesyndromen, sodass man nicht auf die lästige Therapie mit CPAP-Geräten zurückgreifen muss. Sie werden im Volksmund auch Schlafmasken genannt.

Wenn keine SAS vorliegt, ist das reine Schnarchen demnach völlig ungefährlich?
Mittlerweile gibt es Daten, die zeigen, dass reines Schnarchen sogar ohne die gefährlichen Atempausen gesundheitsgefährdend sein kann. Zumindest ist sicher, dass der Bettpartner erheblich beeinträchtigt wird. Ein ausgeprägter Schnarchpegel erreicht nicht selten 85 Dezibel, das ist ein Wert, bei dem Schwerhörigkeit auftreten kann. Zum Vergleich: Am Arbeitsplatz müssen Angestellte bei diesem Pegel schon einen Gehörschutz tragen.

Dann sollte man alleine schon zum Schutz seines Partners gegen das Schnarchen etwas unternehmen?
Mit einfachen Mitteln kann man mitunter schon viel bewirken. In aller Regel machen wir hier in unserer Praxis zunächst eine Information und Beratung zum Lebensstil des Patienten. Dazu gehören die Vermeidung von Alkohol am Abend, Verzicht auf schweres spätes Essen, eine Diät, um Übergewicht loszuwerden, aber auch die Vermeidung der Rückenlage. Bei Patienten mit einem tiefen Gaumensegel kann auch eine minimal invasive und ambulant durchzuführende Straffung des Gaumensegels helfen. Wichtig ist, dass eine Diagnostik  durchgeführt wird, um zusätzlich auslösende Faktoren wie eine schiefe Nasenscheidewand, chronische Entzündungen der Nebenhöhlen oder Allergien ausschließen zu können.

Wer ausgiebig und kontinuierlich schnarcht, sollte also wirklich zum Arzt gehen…
Wichtig ist, dass man die Gefahren des Schnarchens nicht unterschätzt. Und stigmatisiert sollte man sich übrigens auch nicht fühlen, einige der größten Genies der Menschheitsgeschichte haben geschnarcht: Sokrates, Brahms, Goethe und sogar Einstein.