Wenn die Nerven "nerven"

Es kribbelt, es brennt, es juckt. Meistens spielen die Nerven verrückt, wenn solche nicht zu unterschätzende Symptome auftreten. Wann soll man zum Neurologen gehen, was kann er tun und wie kann unser Ärztehaus helfen?

Diese Beschwerden sind im wahrsten Sinne des Wortes nervig. Wenn Hände und Füße kribbeln, wenn die Fußsohlen brennen oder es sich so anfühlt, als ob Ameisen auf der Haut laufen würden, dann sind das alles Anzeichen dafür, einen Arzt aufzusuchen, besser gesagt einen Neurologen. Wir sprachen mit Sandra Hennecken, Fachärztin für Neurologie, über das Problem, wenn die Nerven „nerven“.

Im Fachjargon können die oben geschilderten Symptome Anzeichen einer Neuropathie oder einer Polyneuropathie sein. Hennecken: „Das ist eine Erkrankung der peripheren Nerven also aller Nerven im Körper außerhalb des Gehirns oder des Rückenmarks. Bei einer Neuropathie sind die Nerven irritiert, gereizt oder sogar geschädigt.“ Grund dafür ist oftmals eine Diabetes-Erkrankung. Ein Drittel dieser Patientengruppe leidet an einer Polyneuropathie. Aber auch übermäßiger Konsum von Alkohol kann zu dieser Nervenkrankheit führen sowie Infektionen, Unfälle oder Traumata mit einer Nervenschädigung. „Die Ursachensuche ist sehr umfangreich“, sagt Sandra Hennecken, „oft gibt es auch überhaupt kein eindeutiges Ergebnis, weil viele Ursachen noch nicht erkannt oder erforscht sind oder mit den zur Verfügung stehenden Methoden nicht messbar sind.“

Besteht der Verdacht, an einer Neuropathie erkrankt zu sein, sollte man auf alle Fälle einen Neurologen aufsuchen. Zunächst wird im Patientengespräch abgeklärt, welche Risikofaktoren (Diabetes, toxisches Substanzen, Medikamente, Infektionen oder erbliche Veranlagungen) vorliegen könnten. Dann können die Mediziner schon mit einfachen Tests die Sensibilität oder die Empfindungsfähigkeit der betroffenen Stellen prüfen. Bei Auffälligkeiten wird die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen oder mit einer EMG (Elektromyografie) die elektrische Aktivität der Muskeln geprüft.

Je nach Ursache wird dann die Behandlung angepasst. Sandra Hennecken: „Zunächst müssen die Auslöser beseitigt beziehungsweise optimiert werden.“ Zwar macht die Medizinerin kaum Hoffnung, dass eine fortgeschrittene Neuropathie rückgängig gemacht werden kann, allerdings weist Hennecken darauf hin, dass sich die Krankheit „durchaus mit Schmerzmitteln oder Medikamenten gegen Epilepsie und Depression gut behandeln lässt und dass die Beschwerden auf alle Fälle gelindert werden können.“

Eine Änderung des Lebensstils hin zu einer gesünderen Lebensweise mit vernünftiger Ernährung und viel Bewegung kann schon sehr helfen, dass sich die Nerven wieder erholen oder die Krankheit nicht weiter fortschreitet. „Auch Krankengymnastik und physiotherapeutische Maßnahmen wie Elektrostimulation können von Bedeutung sein“, meint die Spezialistin.