Wieviel Blutdruck ist gesund?

Seitdem die American Heart Association (AHA) die Hypertonie-Leitlinien neu festgelegt und Blutdruckwerte über 130/80 mmHg als hoch und damit als potenziell gefährlich klassifiziert hat, ist die Diskussion über die Blutdruck-Werte im vollen Gange. Wir sprachen mit unseren Kardiologen Dr. Peter Holzapfel und Dr. Michael Kulzer.

Die AHA hat die Blutdruck-Höchstgrenzen gesenkt, müssen wir da nachziehen in Deutschland?

Dr. Kulzer: Grundsätzlich gilt: Je höher der Blutdruck, desto größer ist auch das Risiko eine Folgeerkrankung wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Auch ändert sich der Blutdruck beim Menschen im Verlauf seines Lebens. Von daher ist es schwierig einen Grenzwert festzulegen. Wir gehen davon aus, dass der Wert von 120 / 80 mmHG normal ist.

Ab wann sollte ihrer Meinung nach der Blutdruck behandelt werden?

Dr. Kulzer: In Deutschland gilt ja der Grenzwert von 140 / 90 mmHG, aktuelle Studien sprechen jedoch dafür, dass man schon vorher mit der Behandlung anfängt.

Was kann man tun bei einer Hypertonie?

Dr. Kulzer: Bei leichteren Formen kann man zunächst viel durch eine Änderung des Lebensstils bewirken: Dazu gehört Reduktion von Übergewicht, mäßiger Alkoholkonsum, Nikotinkarenz, kochsalzarme und „gesunde“ Ernährung (viel Obst und Gemüse, wenig Fett) und ausreichend körperliche Bewegung in Form von Ausdauersportarten.

Wenn das nicht mehr ausreicht?

Dr. Kulzer: Dann muss man auf Medikamente zurückgreifen. Es gibt  verschiedene Gruppen von Wirkstoffen (ACE-Hemmer, AT 1-Antagonisten, Calciumantagonisten, Diuretika und Betarezeptorenblocker), die häufig in Kombination angewandt werden müssen. Welche Substanzgruppen verwendet werden, hängt auch von Begleiterkrankungen des Patienten ab. Wichtig ist, dass die Therapie regelmäßig kontrolliert und angepasst wird.

Der Blutdruck spielt sicher eine wichtige Rolle in der Kardiologie, welche anderen Risike gibt es für das Herz?

Dr. Peter Holzapfel: In der Tat sind die anderen kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Nikotin und psychosoziale Faktoren wie zum Beispiel Stress in der Familie und am Arbeitsplatz nicht zu unterschätzen.

Wie kann ich feststellen, ob und welches Risiko ich habe, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen?

Dr. Peter Holzapfel: Dazu gibt es zum Beispiel den SCORE der European Society for Cardiology. Dabei wird anhand von persönlichen Daten wie Alter, Geschlecht, Cholesterinwerte oder Blutdruck errechnet, wie hoch die Gefahr ist, dass man innerhalb der nächsten zehn Jahre ein tödliches Herz-Kreislauf-Ereignis erleiden könnte.

Wichtig ist also, dass man sein persönliches Risiko kennt?

Dr. Peter Holzapfel: Nur wer die Gefahren kennt, kann auch reagieren. Zur Prävention gehört zum Beispiel die Änderung des ganz persönlichen Lifestyles. Also Gewichtsreduktion, Ausdauersport und optimale Überwachung der kardiovaskulären Risikofaktoren. Patienten mit erhöhtem Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall müssen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Kardiologen durchführen lassen (vor allem Herzultraschall und Sonografie der Herzschlagader.

Wie misst man den Blutdruck richtig?

Vor der Messung etwa 5 Minuten ruhig sitzen. Die Messmanschette muss auf Herzhöhe sein, dies ist besonders bei Handgelenkmessung zu beachten. Nicht mehrfach in kurzen Abständen hintereinander messen. Es gibt empfohlene Geräte durch die Deutsche Hochdruckliga (DHL).

Was ist eigentlich systolisch und diastolisch?

Der höhere Wert kommt durch die Pumpaktion des Herzens zustande (systolischer Wert), der untere Wert entspricht dem Druck im Gefäßsystem während der Ruhephase des Herzens (diastolischer Wert).